Fallschirmspringen? Skydiving!

Es war genau 12 Uhr 23, als er die Tür zum Sichten der Lage öffnete. Draußen war perfekter Sonnenschein und ihm war bewusst, dass ihn nur noch wenige Sekunden von einem kräftigen Windstoß trennten. Er sah zurück, erblickte ein Gesicht. Ohne ein Wort auszutauschen sollten sich beide verstanden haben - Tür gesichert. Es war so weit. Ein kurzes Nicken und ein geheimes Zeichen verrieten dem Partner, was nun geschehen sollte. Der Zeiger auf dem Instrument stand über 12000 Fuß. Wie so oft konnte er nicht widerstehen, dem Fallen, dem unendlich tiefen Fallen freien Lauf zu lassen...
Steigt bitte ein und folgt mir auf einer kurzen Reise durch die Flugphysik.

Cessna Caravan D-FALK

Angaben und Fakten zum Sport

Hier kommen mal ein paar Antworten auf immer wieder gestellte Fragen:
  1. Flugbetrieb: von April bis November an jedem Wochenende.
     
  2. Absetzflugzeug: Cessna "Caravan" oder "Twin Otter"
    Die Maschinen können bis zu 16 bzw. 22 Springer transportieren. Man sitzt dabei eng auf dem Fußboden, kann durch die Fenster gucken oder ein paar Minuten entspannen. Aber in Wirklichkeit macht das keiner. Alle wollen einfach nur noch raus...
     
  3. Absetzhöhe: 4000m über Grund, Steigzeit etwa 15-20min
    Größere Höhen sind denkbar, jedoch mit verpflichtender Sauerstoffzufuhr (Masken) und höheren Kosten (Treibstoff) verbunden und bilden daher die Ausnahme. Im Regelfall fliegt der Pilot auf exakt 4000m oder legt auch mal einen Hunderter zu.
     
  4. Voraussetzung für einen Sprung mit eigenem Fallschirm ist eine entsprechende Ausbildung zum "Luftsportgeräteführer" mit theoretischer und praktischer Prüfung sowie Lizensierung.
    Wer nur mal am Feeling interessiert ist, für den eignet sich ein Tandemsprung. Einzige Voraussetzung: Geistig fit, maximal 90kg, mindestens 1,40m.
     
  5. Freifallphase: etwa 60s
    Die Freifallphase bildet die Hauptattraktivität des Sports. Der/Die Springer werden nach Erreichen der Endgeschwindigkeit nur noch von der anströmenden Luft beeinflusst und können mit ihrer Körperhaltung die Flugrichtung, Drehungen und z.T. auch die Fallgeschwindigkeit beeinflussen. Gerade im sog. "Freeflying" sind alle möglichen Körperpositionen denkbar, viele sind standardisiert - z.B. der Head-Down (Kopf unten, Beine oben), Stand-Up (stehend wie eine Kerze) oder Sit-Fly (auf der Luft sitzend). Gezählt werden die binnen einer bestimmten Zeit (meist nur die ersten 30s) sauber ausgeführten Figuren. Das ist bei weit über 200km/h nicht einfach!
Eine Hauptdisziplin: Viererformation Hohe Schule: Achterformation

 
Beim Formationsspringen müssen die Springer gegenseitig ihre Höhe und Position halten. Es gibt eine Unmenge an standardisierten Formationsfiguren, die im Freifall geflogen werden können. Im Wettkampf zählen auch hier nur die sauber gegriffenen Figuren innerhalb einer bestimmten Zeit. Formationen fallen mit Geschwindigkeiten um 190km/h.
  1. Höhe der Schirmöffnung: 1000m (Tandem: 1500m)
    Die Höhenkontrolle erfolgt über deutlich ablesbare Höhenmesser. Zur Sicherheit haben viele Springer noch elektonische Warner in ihrem Helm verstaut. Der Schirm wird manuell geöffnet, dazu dient ein kleiner Hilfsschirm, den man "Handdeploy" nennt. Die sogenannte "Reißleine" gibt es schon seit 50 Jahren nicht mehr.
    Unsere Fallschirme sind "Flächengleiter". Im Gegensatz zu den halbkugelförmigen Rundkappen aus der fernen Geschichte wird bei diesen Schirmen der Auftrieb durch Vorwärtsfahrt erzeugt, da das Querschnittsprofil wie eine Flugzeugtragfläche geschnitten ist. Das Profil wiederum wird durch ein- bzw. anströmende Luft erzeugt, der Schrirm wird regelrecht aufgeblasen. Genau wie bei einem Flugzeug lässt sich dieser Schirmtyp auch durch "Ruderbewegungen" steuern. Dazu dienen die Steuerleinen, mit denen man lenken und bremsen kann. Der Steuerbereich ist auf Schirmgröße und Typ fest voreingestellt.
    Die Fallschirme gehen immer auf, wenn man sie nach Vorgabe packt. Sollte es dennoch zu einer Öffnungsstörung kommen, kann der Springer den Schirm abtrennen (Kabel-Dreiring-System) und einen Reservefallschirm öffnen, der übrigens den gleichen Schnitt und die gleichen Merkmale hat.
     
    Wir haben immer Spaß! Springer bei der Landung.

     
  2. An unserem Platz sind Auslöseautomaten (AAD, z.B. Cypres) verpflichtend. Dieses enorm teuere Gerät dient zum automatischen Aktivieren des Reservefallschirms in etwa 300m Höhe, wenn bis dahin keine ausreichenden Aktivitäten vom Springer selbst durchgeführt wurden - wenn er z.B. den Hauptschirm nicht geöffnet hat. Das ist aber eine echte Ausnahme! Die Kombination von AAD und Reserveschirm hat schon viele Leben gerettet, ist dafür aber kein Garant. Es sind weltweit noch keine Fälle bekannt, dass ein Cypres versagt hat.
     

  3. Die nachfolgenden Diagramme wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
    [Vernier LabPro, TI-Voyage 200, Vernier 3D-BTA, Vernier GPS-BTA]
    Bei den Geräten handelt es sich um Sensortechnik zur Erfassung von Gasdruck und Beschleunigung sowie Datenlogger und CAS-Taschenrechner. Bis auf den Taschenrechner, der nur für die Programmierung des Erfassungsgerätes notwendig war, fand alles in der Sprungkombi Platz. Für die Auswertung musste eine spezielle Software "LoggerPro" verwendet werden.
    Das Foto unter Punkt 10 zeigt mich während des Messsprungs.
    Es folgen die wesentlichen physikalischen Angaben.

  4. Durchschnittliche Fallgeschwindigkeit: 200km/h
    Vom Verlassen des Flugzeuges bis zum Erreichen der mittleren Endgeschwindigkeit verstreichen etwa 10s. Dabei nimmt die Beschleunigung von 9,81m/s2 auf etwa Null ab, weil die von der Luft auf den Körper einwirkende Gegenkraft mit der Geschwindigkeit zunimmt. Am Ende befindet man sich in einem Kräftegleichgewicht: Anströmkraft und Gewichtskraft heben sich gegenseitig auf.
     
  5. Höhe - Zeit - Diagramm: aufgenommen ohne wesentliche Steuerbewegungen im Freifall und am Schirm

      Höhe-Zeit-Diagramm

  6. Beschleunigung auf den Körper: Was hier schlimm aussieht ist eigentlich kaum zu spüren und vergleichbar mit den Kräften auf den Körper beim Springen von einer Bordsteinkante. 1g entspricht der normalen Erdanziehungskraft. Wenn auf uns 2g wirken, dann fühlen wir uns doppelt so schwer wie wir sind.
    Die effektive Wirkungsdauer des Maximalwertes 6g während der Öffnungsphase dauert nur Sekundenbruchteile und hat keinen Einfluss auf die Gesundheit. Joggen auf Asphalt bringt zum Teil noch höhere Werte mit sich!
    Gravitation in Vielfachen von g

  7. Luftdruck - Zeit - Diagramm: aufgenommen ohne wesentliche Steuerbewegungen am Schirm
    Luftdruck
    Druck bei der Messung am Boden: etwa 99kPa
    Druck bei der Messung in 4000m Höhe: etwa 59kPa


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Wolli über Leumnitz mit Sicht auf Ronneburg.


Der Tandemsprung

  • Sie fallen aus 4000m Höhe in Richtung Erdmittelpunkt. Dabei sind Sie an vier gigantisch stabilen Punkten mit dem Tandemmaster verbunden.
  • Der Tandemmaster steuert und kontrolliert den Freifall und die Schirmfahrt.
  • Vor dem Sprung erhalten Sie eine ausführliche Einweisung.
  • Die Flächengleiter für Tandemsprünge öffnen weich und fliegen sanft.
  • Sicherheit steht bei uns immer an erster Stelle. Die Ausrüstung ist immer modern und wird regelmäßig gewartet.
  • Sicherheitsvorschriften: Gurtzeug, Hauptschirm, Reserveschirm und Auslöseautomat werden jährlich mindestens ein Mal von Technikern mit Zertifikat geprüft.
  • Die Tandempiloten haben eine spezielle Ausbildung und Lizenz - Extra für Sie!
  • Lust bekommen?www.freifallvergnügen.de
    Oder einfach bei Wolli melden!
Exit eines Tandems mit Kameramann Freifall befreit!

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